
Ob Chatbot im Kundenservice, Texterstellung oder Datenanalysen – künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug im deutschen Mittelstand. Pilotprojekte etwa bei Qualitätssicherung oder
vorausschauender Wartung liefern bereits spürbare Ergebnisse. Dennoch steckt KI bei vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen. Das Potenzial ist enorm, doch der Schritt von der Theorie in die
Praxis bleibt herausfordernd. Viele Betriebe müssen zuerst grundlegende Fragen zu Daten, Prozessen und Strukturen klären. Die zentrale Frage lautet: Wo anfangen, und welchen konkreten Nutzen
bringt KI?
Enorme Dynamik – sehr unterschiedliche Reifegrade
Etwa jedes dritte Unternehmen nutzt bereits erste KI-Anwendungen, weitere experimentieren mit Pilotprojekten. Häufig handelt es sich jedoch um Insellösungen ohne Anbindung an die Gesamtstrategie
– und nur wenige haben die
Technologie fest verankert. Gleichzeitig berichten viele Unternehmen von Vorteilen wie schnelleren Prozessen und datenbasierten Entscheidungen. Besonders generative Modelle haben in den letzten
Jahren für zusätzlichen Schwung gesorgt.
„Während einige Betriebe bereits von ersten Erfolgen berichten, stehen andere noch ganz am Anfang. Wichtig ist, dass wir beide Gruppen erreichen – die Vorreiter ebenso wie die Zögernden“, betont
Dr. Oliver Böhm, der bei Bayern Innovativ die KI-Aktivitäten koordiniert. Dem gegenüber stehen Hürden wie fehlendes Know-how, Fachkräftemangel, unzureichende Weiterbildung und Unsicherheit beim
Datenschutz. Auch der Aufbau von Dateninfrastrukturen und Zweifel an der Wirtschaftlichkeit bremsen Projekte.
Einstieg in die Praxis
Die Erfahrungen bei Bayern Innovativ zeigen: Der Weg in die Anwendung gelingt am besten Schritt für Schritt:
So bleibt das Risiko überschaubar, erste Erfolge werden sichtbar und die Akzeptanz wächst.
Der Mittelstand darf jetzt nicht den Anschluss verlieren
Fachkräftemangel, volatile Märkte und Nachhaltigkeitsdruck machen KI zum strategischen Erfolgsfaktor. Der EU AI Act schafft Vertrauen, erhöht aber auch den Umsetzungsdruck. Global betrachtet sind
Regionen wie Asien und die USA oft schneller. „Entscheidend sind nicht nur die Technologien selbst, sondern vor allem die Innovationskraft und die Haltung von Management und Mitarbeitenden“, so
Dr. Böhm.
Nicht jede Aufgabe benötigt KI. Viele Verbesserungen lassen sich mit klassischen Digitalisierungsmaßnahmen erzielen. Gleichzeitig ermöglicht KI eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen
Mensch und Maschine – und das zunehmend ohne spezielles IT-Wissen. Wer heute beginnt, strukturierte Daten in hoher Qualität zu sammeln, schafft die Grundlage für Anwendungen von morgen, wie
vollautonome Produktionslinien oder humanoide Roboter.
Bayern Innovativ als Brückenbauer
In Bayern zeigt sich, wie Politik und Netzwerke praxisnah unterstützen. Unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftsministeriums entsteht ein breites Ökosystem. Eine Schlüsselrolle übernimmt Bayern
Innovativ. „Unsere Aufgabe ist es, Brücken zwischen Forschung und Wirtschaft zu bauen und Unternehmen praxisnah zu begleiten – von der Idee über erste Pilotprojekte bis hin zur Umsetzung“,
erklärt Dr. Böhm.
Bayern Innovativ unterstützt Unternehmen durch Workshops, Leitfäden und Veranstaltungen – etwa zu KI in der Produktion oder KI-Agenten. Mit Programmen wie KI-Transfer Plus oder dem EU-Projekt
RECENTRE werden KMU zudem gezielt bei der Umsetzung begleitet.
Darüber hinaus erleichtern regionale Initiativen wie das KI-Produktionsnetzwerk Augsburg den Zugang zu KI-Lösungen. Sie bündeln Kompetenzen aus Industrie, Forschung und Institutionen und bieten
praxisorientierte Austauschformate.
Es braucht Mut, die Expertise zu nutzen
Das bayerische Unterstützungssystem verbindet Beratung, Förderung, Weiterbildung und Vernetzung. Damit werden Hemmschwellen abgebaut und KMU fit für die Zukunft gemacht. „Wir haben in Bayern die
Expertise und die Strukturen, um KI-Anwendungen gerade für kleine und mittlere Unternehmen greifbar zu machen. Jetzt kommt es darauf an, die nächsten Schritte zu gehen“, unterstreicht Dr.
Böhm.
Fazit
Bayern verfügt über Expertise, der Mittelstand über die Innovationskraft. Entscheidend ist, dass Unternehmen jetzt handeln. Denn wer früh beginnt, gestaltet die Industrie von morgen – und sichert
damit Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit in Europa.
Dr. Oliver Böhm
Bayern Innovativ GmbH
oliver.boehm@bayern-innovativ.de
www.bayern-innovativ.de