Z! DAS ZUKUNFTSMAGAZIN IM INTERVIEW MIT JULIA BERBERICH UND ANDREAS JÖRN

Julia Berberich (Account- and Product Managerin)
Julia Berberich (Account- and Product Managerin)
Andreas Jörn (Geschäftsleitung Marke und Neue Geschäftsfelder)
Andreas Jörn (Geschäftsleitung Marke und Neue Geschäftsfelder)

Auch Alltagsprodukte unterliegen dem Zeitgeist und es lohnt sich, traditionelle Herstellungsverfahren hinsichtlich Nachhaltigkeit und Benutzerfreundlichkeit auf den Prüfstand zu stellen. Die Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG in Miltenberg hat hierfür extra eine neue Marke für Hygienepapiere konzipiert. Die neue Marke heißt oecolife und sie steht für nachhaltiges Denken, Wirtschaftlichkeit und Lifestyle.

 

Frau Berberich, für welche Zielgruppe sind diese Produkte entwickelt worden?

Wir sehen eine zunehmende Individualisierung auf der Käuferseite. Die oecolife-Toilettenpapiere wurden für die Gruppe der sogenannten LOHAS entwickelt, also Personen, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen und besonderen Wert auf die Aspekte Gesundheit, Umwelt und Soziales legen. Dabei sind diese meist gut ausgebildet und verfügen über ein überdurchschnittliches Einkommen. Entsprechend werden wir die oecolife-Produkte nicht über Discounter, sondern über Drogeriemärkte und Vollsortimenter sowie unseren Online-Shop vermarkten. Auch auf den sozialen Medien sind wir mit der Marke oecolife vertreten.

 

Herr Jörn, welche neuen Materialien kommen bei der oecolife-Range zum Einsatz? Was ist daran  innovativ?

Bei den oecolife-Toilettenpapieren gibt es gleich mehrere Materialneuheiten: Am spektakulärsten dürften die hohen Anteile von Stroh bzw. Bambus sein. Bei uns liegt der Anteil bei 60 %, einige Mitbewerber setzen wesentlich weniger alternative, also schnell nachwachsende, Faserstoffe ein. Außerdem gibt es ungebleichte Rollen mit dem PEFCTM-Siegel und welche aus 100 % Altpapier, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind. Jeweils 6 Röllchen sind in einem einzigartigen, stabilen Kraftpapierbeutel verpackt, der zu 20 % aus Recyclingmaterial besteht. Hier ist das Ziel, den Recycling-Anteil weiter zu erhöhen.

 

Herr Jörn, Nachhaltigkeit bei Papierprodukten – da denkt man schnell mal an raue Haptik und Komfortverlust.

Betrachtet man die Anfänge der Recyclingpapiere, ist dieser Gedanke nachvollziehbar. Doch die Materialentwicklungen gingen weiter und heutzutage ist kaum ein Unterschied zu bemerken zwischen nachhaltigen Toilettenpapieren und der gewohnten Standardware. Und unsere oecolife-Toilettenpapiere sind genauso hochwertig verarbeitet: Neben Weichheit und Reißfestigkeit, sind die Endblattverleimung und die Lagenhaftung wichtige Qualitätskriterien. Getreu unserem Slogan: „Immer eine Lage besser!“

Frau Berberich, in welcher Hinsicht fällt die neue Produktserie noch auf?

Bei allen oecolife-Artikeln verzichten wir vollkommen auf Plastik und verpacken die Produkte in moderne und attraktiv designte Papierverpackungen. Neben dem bereits erwähnten Kraftpapierbeutel, der sich deutlich von den in Plastikfolie angebotenen Standardprodukten differenziert, bietet Fripa unter der Marke oecolife alternativ und noch nachhaltiger die Vorratsbox mit 27 Maxi-Rollen in einem wiederverwendbaren, handlichen Karton an. Das Toilettenpapier-Sortiment ergänzen wir durch passende Drogerieartikel für Bad und Küche, wie z. B. feste Seifen und Lippenpflege-Sticks. Alle Produkte sind zudem vegan und tierversuchsfrei hergestellt.

Aber damit nicht genug: Auf der Verpackung befindet sich das Logo von unserem Partner Plastic Bank®. Hier verbinden wir unser ökologisches mit unserem sozialen Engagement: Die Organisation richtet Sammelstationen für Kunststoffabfälle in Ländern mit einer hohen Armutsquote und ohne funktionierende Abfallwirtschaft ein. Im Tausch gegen Plastikabfall können die Menschen vor Ort digitale Wertmarken einlösen, zum Beispiel für medizinische Versorgung, Lebensmittel oder sogar Wifi-Minuten für das eigene Telefon. Das so gesammelte Plastik gerät erst gar nicht in die Meere, die dort beschäftigen Menschen erhalten eine Entlohnung.

 


Herr Jörn, ein leidiges Thema – die aktuellen Krisen: Wie sind Sie davon betroffen? Stichwort: Energiepreise und Lieferketten?

Ganz ehrlich: das betrifft uns sehr! Die Papierindustrie ist überdurchschnittlich energieintensiv und die Preise für Energie haben sich in kürzester Zeit vervielfacht. Dazu kommt, dass unsere Lieferketten erheblich gestört und die Frachträume innerhalb Deutschlands aktuell knapp sind. Die Deutsche Bahn unterstützt dankenswerterweise mit Getreidetransporten in der Ukraine, was aber dazu führt, dass diese Wagons hierzulande fehlen. Und ein weiterer Engpass: Die Altpapiermärkte sind leergefegt.   
 

Herr Jörn, Toilettenpapier war Anfang 2020 permanent in den Medien: Kunden haben gehamstert. Hat Sie das überrascht? Wie sind Sie damit umgegangen?

In der Tat waren wir überrascht, dass ausgerechnet Toilettenpapier im ersten Lock-Down so begehrt war. Das klingt für Außenstehende natürlich erstmal nach dem Geschäft unseres Lebens. Aber in unserer auf gleichmäßige Auslastung ausgerichteten Produktion ist es nicht einfach so möglich, kurzfristig mehr Ware herzustellen. Die Maschinen laufen ohnehin schon rund um die Uhr. Dazu kam, dass wir auch krankheitsbedingte Personalausfälle kompensieren mussten, das war eine große Herausforderung, die Fripa letztendlich aber gemeistert hat.

Frau Berberich, bleiben wir bei Corona – gab es dadurch bei Fripa einen Digitalisierungsschub und wenn ja, in welchen Unternehmensbereichen?

Für oecolife bot sich an, dass wir auch in neue Online-Vertriebskanäle investieren. Wir freuen uns über unsere neue Internetpräsenz unter www.oecolife.com sowie dem damit verbundenen, eigenen Webshop für den Endverbraucher. Auch haben wir uns entschieden, unsere Produkte auf anderen Onlinemarktplätzen wie Amazon anzubieten.

 

Herr Jörn, vergleicht man Ihr Unternehmen mit begehrten Marken, stellt man fest, dass diese auch für Nachwuchskräfte einen Sog entwickeln. Welche Maßnahmen ergreift Fripa, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden?

Fachkräftepositionen zu besetzen, ist natürlich auch für uns eine Herausforderung. Schichtarbeiten in der Produktion sind nicht jedermanns Sache und Miltenberg verfügt nur über ein begrenztes Einzugsgebiet. Fripa punktet dafür aber mit anderen Werten: Flache Hierarchien in einem traditionsreichen Familienunternehmen, nachhaltiges Denken und Handeln sowie ein hohes Maß an Mitarbeitermotivation

und Wertschätzung. Auch wenn Hygienepapiere auf den ersten Blick nicht so anziehend wie andere Lifestyle-Artikel erscheinen, begeistert die Fripa-Mitarbeiter die enorme Technikfülle in unserer Produktion. Viele, langjährige Mitarbeiter können dies bestätigen!

 

Frau Berberich, Fripa ist ein Traditionsunternehmen am Bayerischen Untermain. Was schätzen Sie an der Region?

Miltenberg und Umgebung sind ländlich geprägt. Das hat natürlich Vor- und einige wenige Nachteile. Auf jeden Fall ist die Lebensqualität mit vielen naturnahen Freizeitangeboten sehr hoch. Ich persönlich fühle mich sehr wohl hier und vermisse nichts. Für Kulturveranstaltungen sind Aschaffenburg, Würzburg und Frankfurt ja nicht aus der Welt.

 

Und wie denken Sie darüber, Herr Jörn?

Ich komme nicht aus der Region und pendele mehrfach die Woche nördlich von Frankfurt nach Miltenberg. Was ich wahrnehme ist, dass Miltenberg mit dem Altstadtkern, dem Main, einer wunderschönen Natur, noch bezahlbaren Mieten und attraktiven Arbeitgebern ein hohes Maß an Lebensqualität bietet.

 

Herzlichen Dank, Frau Berberich und Herr Jörn, für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

 

Das Interview führte Katja Leimeister, approdos consulting.

 

Ansprechpartner

Andreas Jörn

Julia Berberich

Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG

Großheubacher Straße 4

63897 Miltenberg

09371 502-0

joern@fripa.de

berberich@fripa.de

https://www.fripa.de

https://oecolife.com