Farbräume – Unendliche Weiten …

Der Begriff Präzision hat viele Facetten. Common sense dürfte sein, dass neben der großen mechanischen bzw. prozessualen Exaktheit – dem eigentlich auf die Technik bezogenen Bedeutungsteil – interessanterweise auch „weiche“ Faktoren eine Rolle spielen. Jenseits unverzichtbarer Mikrometer, Milliliter und strenger DIN- oder ISO-Normen ist da immer noch der subjektive Faktor, die Fantasie für neue

Anwendungsbereiche, der Abgleich mit den Kundenerwartungen, der Verbesserungsehrgeiz. Manchmal macht das tatsächlich bei Unternehmen den Unterschied aus.

 

Präzision bei der Herstellung von Medien, in Druckereien? Echt?

Nehmen wir das einfache Beispiel eines Kunstkatalogs, in dem die Mona Lisa abgebildet werden soll. Spätestens, wenn man mit dem Katalog in der Hand vor dem Original im Louvre steht, wird der direkte Vergleich Kopfschütteln oder –nicken auslösen. 



Was ist also dazwischen geschehen?

Die Aufgabe war, das Gemälde originalgetreu im Katalog wiederzugeben.  Das Original wird also für den Katalog fotografiert. Dabei sind die Lichtverhältnisse (u.a. Lumen und Farbtemperatur), die Konstruktion des Chips und die Algorithmen der Kamerasoftware wichtige Einflussfaktoren. Die Daten werden als RAW oder RGB-Jpeg mehr oder weniger verlustfrei gespeichert. Der Lithograf (so hieß er früher, heute ist es ein Photoshop-Spezialist) bearbeitet das Bild auf seinem Rechner, der mit einer ihm eigenen Grafikkarte die Daten interpretiert und auf dem (hoffentlich kalibrierten und mit ausreichendem Auflösungsvermögen ausgestatteten) Monitor im RGB-Farbraum darstellt. Ein anderer Weg wäre, von analogen Dias mittels eines Scanners – der wiederum seine ihm eigene Fehlsichtigkeit mit einbringt – das Bild zu digitalisieren. Der Mensch vor dem Rechner nimmt nun (subjektive, erfahrungs- und qualifikations-, tageszeit- und befindlichkeitsabhängige) Korrekturen vor, und orientiert sich dabei vermutlich an einer vorliegenden Reproduktion, denn das Original darf er ja wohl nicht mit ins Büro nehmen. Das Ergebnis speichert er im RGB-Farbraum ab, und „taggt“ es mit einem Profil, das im Idealfall die definierten späteren Druckbedingungen beinhaltet. 

 

Der Proof – eine bestmögliche Annährung

Jetzt geht es weg vom Datenhandling und in die Druckerei. Hoffentlich in diejenige, deren technische Gegebenheiten im anhängenden Profil enthalten sind, und deren Vorstufen-Workflow damit umgehen kann. Zur Sicherheit wird – meist auf einem hochwertigen Tintenstrahldrucker mit eigenem Farbraum und 4, 6 oder 8 Farbkassetten sowie einem speziell dafür präparierten Papier, das nichts mit dem späteren

Katalogpapier zu tun hat – ein Prüfdruck („Proof“) erstellt, der das spätere Druckergebnis möglichst genau vorhersagen soll. Dass dabei vorher der RGB-Farbraum in den druckspezifischen (kleineren) CMYK-Farbraum umgewandelt werden konnte, ist hochkomplexen Algorithmen zu verdanken. Allerdings weiß

jeder Laie, dass Bilder auf dem Monitor („Lichtfarben“) sehr viel intensiver und strahlender aussehen als auf Papier gedruckte („Körperfarben“). Mindestens hier sind Kompromisse und (klar, bestmögliche) Annäherungen unvermeidlich. Hier findet also eine Art Neugeburt der Daten in die analoge Welt statt, und jetzt zeigt sich, wie gut die beteiligten Geräte, die theoretischen Modelle der Farbraumtransformation und die am Prozess beteiligten Menschen gearbeitet haben. Allerdings gilt auch hier: Womit wird verglichen, wenn das Original nicht verfügbar ist? Und wer vergleicht in welchem persönlichen – ja, emotionalen! – und Umgebungssetting?

 

Menschliches Gehirn interpoliert

Das ist aber noch nicht das Endergebnis. Denn jetzt werden die unzähligen feinen Farb-nuancen („Halbtöne“) mittels einer Software „Raster Image Prozessor“ (RIP, bei der es unterschiedliche, herstellerabhängige Designs gibt) in die im Druck verwendeten Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (Keycolor) separiert, wobei dem die Erkenntnis zugrunde liegt, dass lasierend in sehr feiner Auflösung übereinander gedruckte C+M+Y+K-Rasterpunkte im menschlichen Gehirn wieder zu den unzähligen Farbnuancen „zusammengesetzt“ werden. Allerdings liegen – schon optisch-physikalisch – bestimmte Halbtöne (ein krasses Orange, ein intensives Grün oder ein klerikales Violett z.B.) außerhalb des CMYK-Farbraums und können im Druck nur annähernd erreicht werden. – oder aber durch Verwendung von spezifisch dafür pigmentierten Sonderfarben. Messtechnisch könnte die Abweichung gezeigt werden, aber hilfreich ist auch hier die Fähigkeit des menschlichen Zentralnervensystems, quasi eine Interpolation vorzunehmen und die Wahrnehmung zu „passend“ hin subjektiv zu optimieren – wenngleich nur in engen Grenzen. Hinzu kommt, dass jedes für den Druck verwendete Papier einen bestimmten Weißgrad bzw. eine den Inhaltsstoffen geschuldete sehr leichte Farbtönung hat, die das Druckergebnis ebenfalls zu beeinflussen vermag, weshalb das in den oben erwähnten Profilen der Druckbedingungen von vorneherein berücksichtigt werden muss. Und nicht zuletzt hat jede Druckmaschine eine Vielzahl von Parametern, die sich physikalisch (Walzen, Gummitücher, Druckplatten, Trockner u.a.) und chemisch (Farben, Feuchtmittel, Lacke u.a.) im Druckprozess auswirken, interagieren, und ausnahmslos beherrscht werden müssen.

 

Die Wege bei der Abbildung der Wirklichkeit sind also sehr verschlungen. Wundert es den geneigten Leser also, dass die in Printmedien abgebildeten Dinge in der Regel sehr zuverlässig mit der heutzutage erwarteten hohen Wirklichkeitstreue wiedergegeben werden? Uns eigentlich nicht, solange wir wissen, was wir tun, unsere Arbeit verstehen und die technischen Gegebenheiten beherrschen – und solange ein Leitgedanke über allem steht, was im Fertigungsprozess zu berücksichtigen ist: Präzision!


Ansprechpartner

Volkhardt Caruna Medien GmbH & Co. KG

Josef Paul Foit

Richterstr. 2

63916 Amorbach

09373 97140

jfoit@vc-medien.de

www.vc-medien.de



Teilen Sie gerne mit Ihrem Netzwerk diese Information: