Megatrend Agilität

Agile Methoden wie Scrum und Design Thinking sind in aller Munde. Doch was steckt dahinter? Wer kann davon profitieren? Welches Mindset ist notwendig und welche Methoden gibt es?

 

Fakt ist, die Welt verändert sich – rasant und schwer prognostizierbar!
Dafür wurde ein neuer Begriff geprägt, die sogenannte VUCA-Welt. In der heutigen VUCA-Welt – so
nimmt man an – sind die Schwankungen in den
Märkten, die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen, die Komplexität von Zusammenhängen und die Mehrdeutigkeit von Aussagen größer als in früheren Zeiten.
Nehmen wir das Beispiel der disruptiven Geschäftsmodelle: Vorhersehbarkeit und Berechenbarkeit von
Ereignissen nehmen rapide ab, Prognosen und Erfahrungen aus der Vergangenheit als Grundlage für
die Gestaltung von Zukunft verlieren ihre Gültigkeit und Relevanz. Planung von Investitionen, Entwicklungen und Wachstum wird fast unmöglich. So erging es zum Beispiel der aussterbenden SMS, die die WhatsApp nicht kommen sah, und so kann es auch der Automobilindustrie gehen, deren Position von Anbietern wie Google und Tesla attackiert wird oder den Taxifahrern, die mit UBER einem Wettbewerber mit völlig neuartigem Geschäftsmodell gegenüberstehen.

Dazu kommen komplexe Zusammenhänge mit vielen Variablen, deren vielfältigen Wirkungen schwer prognostizierbar machen. Die Faktenlage wird  immer mehrdeutiger  und es wird immer schwieriger, zutreffende und präzise Beurteilungen zu treffen. So können beispielsweise Ziel- oder Interessenkonflikte zu sehr unterschiedlichen Beurteilungen des gleichen Sachverhalts führen. Als Beispiel wäre der Streit um Stuttgart 21 zu nennen, bei welchem Umweltschützer und Mobilitätsvisionäre mit großem Engagement durchaus nachvollziehbare Argumente austauschen, deren Wahrheitsgehalt aber nicht immer ohne größeren Aufwand recherchierbar ist. Auseinandersetzungen dieser Art, die unter Umständen viele Jahre Rechtsstreit nach sich ziehen, bedingen dann wieder unsichere Rahmenbedingungen für Unternehmen und Endverbraucher.

Wie kann man dieser VUCA-Welt nun strategisch begegnen?


Auch hier liefert das Akronym VUCA einen passenden Ansatz: Mit V=Vision , U=Understanding (Verständnis), C=Clarity (Klarheit) und A=Agility (Agilität) soll den dynamischen Märkten begegnet werden.

Die Vision dient als Kompass zur Orientierung und zur Identifikation nach innen und außen. Klarheit und Einfachheit sind Voraussetzung, um den Fokus auf das Wesentliche zu setzen. Beim Verstehen geht es um die großen Zusammenhänge, um strategisch denken und planen zu können. Und bei Agilität darum, schnell und frei von Angst vor Fehlern, neue Wege auszuprobieren, um sich den neuen Gegebenheiten und Herausforderungen mit einem Trial & Error-Prozess in mehreren iterativen Schritten zu nähern.

Informationstechniker haben als Erste die Agilität im nennenswerten Stil angewandt, Erfahrungen gesammelt und die Methoden publik gemacht. Nun ziehen viele andere Branchen nach.

Einstellung zu Agilität entscheidet


In einer Agilen Organisation sind nicht nur die (Software-) Entwicklungsabteilungen agil aufgestellt, betroffen von der Transformation sind viele Unternehmensbereiche oder sogar ganze Unternehmen. Häufig wird dabei nur der Bereich der Methoden, Techniken und Tools betrachtet. Aber für den Erfolg einer agilen Organisation ist die allgemeine Haltung der Unternehmensspitze und aller Mitarbeitenden ausschlaggebend. Werte und Prinzipien sind die Basis und müssen erarbeitet und vorgelebt werden.

Erster Schritt: Werte festlegen


In agilen Organisationen sind die gelebten Werte wichtiger als Organisationsanweisungen. Die Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Verantwortung und die (interne) offene, lebendige Kommunikation legt die Grundlage für den Erfolg. So heißt es zum Beispiel:  Augenkontakt ist wichtiger als „Mailkontakt“.


Diese Werte bedeuten für viele patriarchalisch geleitete Unternehmen einen grundlegenden Richtungswechsel der Unternehmens- und Führungskultur. Von der Einstellung „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ müssen sich Eigentümer und Führungskräfte ein Stück weit verabschieden.

Für den Erfolg agiler Organisationen ist auch die Einhaltung agiler Prinzipien wichtig. Dazu gehört, dass der Kunde im Fokus steht und die Mitarbeitenden  offen für Veränderungen sind. Ebenso die Einsicht, dass selbstorgansierte Teams effektiver arbeiten und Vertrauen und gegenseitige Unterstützung zu besseren Ergebnissen führen.

Wichtig ist, wenn Organisationen agil(er) werden, in kleinen Schritten zu beginnen. Viele Mitarbeitende haben Angst vor Veränderungen und häufige, kleine Änderungen führen dazu, dass die Belegschaft mit der Zeit lernt, dass die Veränderungen meist Verbesserungen mit sich bringen. Ablehnende Haltungen schwinden, die Identifikation mit dem Change Prozess steigt und führt zu höherer Motivation.

Klassisch oder agil – was ist besser?


Vorbehalte gegen klassisches als auch agiles Vorgehen im Projektmanagement gibt es von beiden Seiten. Während die „Agilen“ betonen, dass sie viel schneller und pragmatischer zu Ergebnissen kommen, legen die „Klassiker“ Wert auf Planbarkeit von Ressourcen und Ergebnissen. Klassisches Projektmanagement arbeitet in der Regel mit dem linearen Wasserfallmodell. Klare und durch Meilensteine abgegrenzte Projektphasen folgen aufeinander. Kosten, Termine und Ressourcen, ebenso wie die gewünschten Ergebnisse werden vor Projektbeginn festgelegt. Änderungen in der Projektabwicklung werden möglichst vermieden, da sie aufwändige und kostspielige Anpassungen nach sich ziehen.

Im Gegenzug dazu lebt das agile Projektmanagement von der iterativ-inkrementellen Vorgehensweise. Nach jedem Schritt (Iteration) wir ein potenziell lieferfähiges Produktinkrement fertiggestellt. Der Erfolg basiert unter anderem auf vertrauensvoller Teamarbeit, kurzen Feedbackschleifen, hoher Reaktionsfähigkeit bei Änderungswünschen und kontinuierlicher Prozessverbesserung.

Agiles Projektmanagement hat gerade in dynamischen Märkten viele Vorteile, doch bleibt nach wie vor abzuwägen, wann welche Herangehensweise angezeigt ist. Fehlen die Voraussetzungen wie agile Werte und Prinzipien in der Organisation, ist das Vorhaben möglicherweise besser in einem klassischen Projektmanagement zu bewältigen.

 

SCRUM – die beliebte agile Methode auf einen Blick
Bei SCRUM werden verschiedene Rollen definiert und in regelmäßigen Meetings, die als optimale Austauschplattform dienen, gemeinsam innerhalb kurzer Intervalle (Sprints) Projektfortschritte erzielt. 
Beim letzten SCRUM Lego City Workshop bei mainproject digital im Oktober bauten die Teilnehmer aus unübersichtlichen Haufen Legosteine nach Einführung in die Methode innerhalb von wenigen Sprints eine ganze Stadt – nach den Vorgaben des Product Owners. Trainer waren Volker Braun und Manuel Schmidt von Blue Tomato Technologies.

 

Ansprechpartner

Prof. Dr. Wolfgang Alm
mainproject digital
c/o Industrie Center Obernburg
Glanzstoffstraße 1
63874 Obernburg
06022 81-3666
katja.leimeister@th-ab.de
www.mainproject.eu


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