Künstliche Intelligenz für den Mittelstand: Forschung, Transfer und Praxis an der TH Aschaffenburg

Künstliche Intelligenz (KI) verändert Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Die Technische Hochschule Aschaffenburg gestaltet diesen Wandel aktiv mit. Mit dem Kompetenzzentrum Künstliche Intelligenz (KKI) organisiert sie ihre vielfältigen Aktivitäten im Bereich KI und bringt durch das KI-Regionalzentrum Unterfranken Innovationen in den regionalen Mittelstand.

Das KKI als Dach für KI-Forschung und -Transfer
Das Kompetenzzentrum KI der TH Aschaffenburg bündelt wissenschaftliche Expertise, um Forschung, Lehre und Wissenstransfer im Bereich KI unter einem Dach zu vereinen. 

Im Rahmen nationaler und regionaler Strategien – wie der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung oder der Hightech Agenda Bayern – trägt es zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Positionierung Deutschlands und Bayerns als führende KI-Standorte bei. 

Mit öffentlichen Ringvorlesungen bietet das KKI auch einer interessierten Öffentlichkeit fundierte Einblicke in das Einsatzspektrum von KI und schafft Raum für Austausch und Diskussion. 
Besonderes Augenmerk gilt darüber hinaus der Wirtschaft: Die fortschreitende Digitalisierung 
sowie der Einsatz von KI eröffnen vielfältige 
Chancen für Unternehmen. Das KKI unterstützt sie dabei, Technologien zu implementieren, und fördert so den Einsatz von KI-Methoden in Wirtschaft und Industrie. 

Infrastruktur für den Technologietransfer
Eine infrastrukturelle Grundlage für den Wissens-transfer bildet das Projekt KIsS (Plattform zur KI-gestützten Sensordatenanalyse), das durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert wird. Im Fokus steht der hochschulweite Aufbau einer Hard- und Softwareplattform zur themen- und anwendungsübergreifenden Analyse von Sensordaten mittels KI. Das Projekt ist eng mit den Forschungsgruppen des KKI verzahnt. In verschiedenen Anwendungen kommt die Plattform bereits zum Einsatz.

Assistenzsysteme für die manuelle Montage
Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Region Bayerischer Untermain ergeben sich aus dieser Infrastruktur interessante Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit der TH Aschaffenburg. Unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Konrad Doll konnten kürzlich zwei Projekte realisiert werden, in denen komplexe Montageprozesse optimiert wurden.

In den Projekten DiProLea (Digitaler Produktentstehungsprozess mit lernendem Assistenzsystem, gefördert vom BMFTR) und Exkimo (Integration von Expertenwissen in die KI-Modellierung für den Einsatz in industriellen Prozessen, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie) geht es um die Optimierung von Entwicklungs- und Produktionsprozessen. Ziel ist es, Unternehmen individuell zugeschnittene Assistenzsysteme zur Unterstützung manueller Montageprozesse bereitzustellen.

In Zusammenarbeit mit der IBO GmbH wurde eine Assistenzlösung zur Montage von Laufringlagern entwickelt. Diese ermöglicht eine flexible Prozesssteuerung und -überwachung, erfüllt höchste Qualitätsstandards und steigert die Effizienz bei der Ausführung komplexer Montageschritte. Gemeinsam mit der SPIE Automation GmbH und der Rauschert Heinersdorf-Pressig GmbH wurde ein intelligentes Assistenzsystem zur Unterstützung bei der Montage von Walzrollen realisiert.

Unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jens Elsebach und Prof. Dr.-Ing. Konrad Doll zielt das jüngste Projekt – KAmA (KI-gestützter Avatar zur Montageassistenz, gefördert vom BMFTR) – darauf ab, einen intelligenten Avatar zu entwickeln, der komplexe manuelle Arbeitsprozesse unterstützt. Projektpartner sind die SPIE Automation GmbH, die INRO ETMS GmbH, Cordenka GmbH & Co. KG und Quanos Solutions GmbH. Der Projektstart ist für 2026 geplant. Es sieht zwei Promotionsstellen vor. Derartige Kooperationen zeigen, wie praxisnahe Forschung und industrielle Expertise gemeinsam innovative Lösungen hervorbringen. 

KI-Transfer in der Region 
Das KI-Regionalzentrum Unterfranken unter der Leitung von Prof. Dr. Boris Bauke bietet KMUs gezielte Unterstützung beim Aufbau einer eigenen KI-Expertise. 

Ein zentrales Angebot des Zentrums ist das neunmonatige Hands-on Programm KI-Transfer Plus (KIT+), das vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales gefördert wird und Unternehmen einen Kickstart in die KI-Reise bietet. In einem viermonatigen Ramp-up werden technische, strategische und rechtliche Grundlagen geschult und das erste praktische KI-Projekt wird vorbereitet. Anschließend folgt eine fünfmonatige Projektphase mit praxisorientierter Umsetzung, die von Expertinnen und Experten des KI-Regionalzentrums begleitet wird.

Bisher konnten im KIT+-Programm bereits acht Unternehmen aus verschiedenen Branchen begleitet werden. Alle Organisationen haben das Programm mit erfolgreich abgeschlossenen KI-Projekten samt messbarem ROI (Return on Investment) beendet. Sieben von ihnen haben inzwischen eigene KI-Organisationseinheiten aufgebaut – ein deutliches Zeichen für den nachhaltigen Mehrwert des Programms.

Im aktuellen Projekt entwickelte das KI-Regionalzentrum gemeinsam mit der PHILIPP GmbH eine KI-gestützte Lösung zur Erstellung individueller Prüfanweisungen für UVV-pflichtige Arbeitsmittel (UVV = Unfallverhütungsvorschriften). Die KI-Anwendung führt zu spürbarer Zeitersparnis, steigert die Qualität und Konsistenz der Prüfanweisungen, verbessert die Sicherung von Fachwissen und stärkt zugleich die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Ebenfalls zeigt es die Relevanz und Umsetzbarkeit von KI auch für nicht primär softwaregetriebene Unternehmen.

Eine neue Runde für KIT+ startet in Q1/2026. Interessierte können sich bei Prof. Dr. Boris Bauke melden.

TH Aschaffenburg 

Prof. Dr. Konrad Doll 
konrad.doll@th-ab.de

Prof. Dr. Jens Elsebach 
jens.elsebach@th-ab.de

Prof. Dr. Boris Bauke 
boris.bauke@th-ab.de

Landingpage KKI: https://www.th-ab.de/hochschule/organisation/organisationseinheiten/kompetenzzentrum-kuenstliche-intelligenz/