Führungen in Leichter Sprache mit Hilfe von KI

Besucher bei der Nutzung der Museums-App
Besucher bei der Nutzung der Museums-App

Das Museum im Kulturspeicher Würzburg zeigt, wie Inklusion und Künstliche Intelligenz zusammenfinden: Jeden ersten Samstag im Monat finden sie statt - die Tandemführungen in Leichter Sprache von jeweils einer Person aus den Mainfränkischen Werkstätten und einer Person aus der Kunstvermittlung des "Museums im Kulturspeicher". Welche Rolle spielt hierbei die Künstliche Intelligenz? Und welche das Start-up Klao?

 

KI ist längst im Mittelstand angekommen und mittelständische Betriebe sowie Kultureinrichtungen profitieren von den Anwendungen. Ein inklusives Einsatzfeld stellt dabei die Erstellung von Texten in Leichter Sprache durch den Einsatz von KI dar. Doch was ist überhaupt „Leichte Sprache“? 

Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form des Deutschen mit klar definiertem Regelwerk, welche mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. In Deutschland sind etwa 6,2 Millionen Menschen auf Leichte Sprache angewiesen. Dazu gehören zum Beispiel Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, ältere Menschen, Gebärdensprachnutzende und Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten. Seit fünf Jahren sind öffentliche Einrichtungen, wie beispielsweise Museen, Behörden und Kommunen durch das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG § 11) und die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0 § 4) verpflichtet, Leichte Sprache in ihrer öffentlichen Kommunikation und auf Webseiten anzuwenden. 

Das Museum im Kulturspeicher Würzburg ist seit 2019 auf dem Weg, sich inklusiver aufzustellen. Christiane Rolfs, Beauftragte des Bereichs Kunstvermittlung und Inklusion, welche das Museum als einen Ort der Begegnung beschreibt, verdeutlicht die hohe Bedeutung, öffentliche Orte zugänglich für alle zu gestalten. Das Museum wählt dabei viele verschiedene Zugänge wie zum Beispiel eine möglichst barrierefreie Website oder eine App, bei der alle Inhalte auch in Gebärdensprache, Leichter Sprache und Audio-Deskription zugänglich sind. Des Weiteren hat das Museum mit Hilfe von KLAO, einem Start-Up Unternehmen aus Würzburg, welches Leichte Sprache mit Hilfe von KI generiert, ein Heft für einen analogen Rundgang in Leichter Sprache sowie die Verschriftlichung der Tandemführungen erstellt. Der analoge Rundgang bietet Menschen, die eventuell kein Smartphone bedienen können, einen weiteren Zugang zur Kunst des Museums im Kulturspeicher. So werden verschiedenste Möglichkeiten bereitgehalten, sich zu den Kunstwerken des Hauses zu informieren. Die Führungen in Leichter Sprache in Zusammenarbeit mit Menschen aus den Mainfränkischen Werkstätten komplettieren das Angebot der Leichten Sprache. 

KLAO bietet eine gleichnamige KI-Software, die öffentliche Einrichtungen unterstützt, Texte effizient in zertifizierte, regelkonforme Leichte Sprache zu übersetzen, um geltendes Recht zu erfüllen. Die Zertifizierung erfolgt dabei durch die Einbindung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. So kann sichergestellt werden, dass alle Übersetzungen den Qualitätsanforderungen der geltenden DIN-Norm entsprechen. 

KLAO bietet damit auch neue Möglichkeiten für den Museumsalltag. Das Start-Up schafft es, Inhalte schneller, flexibler und kostengünstiger in Leichte Sprache zu übertragen. Dieser Vorteil kommt dann zum Tragen, wenn Texte regelmäßig aktualisiert oder kurzfristig angepasst werden müssen. 

Auf die Frage, ob sie Vorbehalte hatte, KI für Leichte Sprache einzusetzen, antwortete Frau Rolfs: „Überhaupt nicht. Ich bin da immer offen“. Sie weiß es sehr zu schätzen, welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben. Dabei ist ihr jedoch wichtig, immer kritisch zu prüfen und die KI vor allem als Ergänzung zu verstehen. Ob die KI den Menschen komplett ersetzen kann, hält sie für fraglich. Für die Zukunft sieht sie ein Zusammenspiel von Mensch und KI.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Kulturbereich zeigt exemplarisch, wie digitale Technologien auch in kleineren und mittelständischen Einrichtungen sinnvoll eingesetzt werden können. Im Museum im Kulturspeicher ist KI kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das Barrieren abbaut und den Zugang zu Kunst erleichtert. Sie schafft neue Wege, um Inklusion im Museumsalltag praktisch umzusetzen.


Kontakt

Fabian Schlausch 
Klao
fabian@klao.eu
www.klao.eu