Diversität ist in vielen Organisationen längst Realität – gelebter Alltag ist sie jedoch nicht immer. Oft bleibt Diversity Management ein loses Bündel an Einzelmaßnahmen: gut gemeint, aber ohne strategische Einbettung. Doch wer die gute Zusammenarbeit unterschiedlicher Personengruppen im Unternehmen nachhaltig verankern möchte, braucht Struktur, Orientierung und einen klaren Fahrplan. Wie das gelingt? In fünf Schritten, die Orientierung und Wirkung schaffen:
1. Ausgangspunkt klären: Wofür steht Vielfalt im Unternehmen?
Am Anfang steht die Standortbestimmung: Was ist bereits vorhanden, und was fehlt? Eine erste
IST-Analyse verschafft einen Überblick über bestehende Ziele, Leitbilder und Unternehmenswerte, aktuelle Maßnahmen, verantwortliche Personen oder Budgets. Auch der Blick auf Branchentrends
oder gesetzliche Entwicklungen hilft, Diversität im größeren Kontext zu verorten. Zentral ist dabei die Frage: Welchen Stellenwert soll Diversity & Inclusion künftig haben – und wie passt das
zum Selbstverständnis des Unternehmens?
2. Bedarfe erkennen: Perspektivenvielfalt ernst nehmen
Wer eine tragfähige Strategie entwickeln will, muss zunächst wissen, was die Menschen im Unternehmen bewegt. Mitarbeitende zu befragen, liefert wertvolle Einblicke und fundierte Daten. Dabei ist
es wichtig, auch unbequeme Themen sichtbar zu machen - wer sich mit Diversität beschäftigt, sollte auch nach Diskriminierung fragen.
Hilfreich ist zudem, frühzeitig interne Ansprechpersonen mit Expertise sowie Unterstützende zu identifizieren – nicht nur auf Führungsebene, sondern in der gesamten Belegschaft. Sie können
Erfahrungen einbringen, Brücken bauen und die spätere Umsetzung mittragen.
3. Strategie entwickeln: Struktur schafft Wirkung
Die Erkenntnisse aus der Analyse- und Befragungsphase bilden die Grundlage für die Entwicklung der Diversity-Strategie. Dabei sollte die Erarbeitung möglichst kooperativ erfolgen: zum Beispiel
über Workshops, in denen Annahmen überprüft und Prioritäten diskutiert werden.
Die Strategie selbst sollte Schwerpunkte setzen, etwa in Bezug auf einzelne Diversitätsdimensionen wie Geschlecht und Alter oder spezifische Bereiche des Unternehmens. Auch der Umgang mit
externen Erwartungen gehört dazu: Es geht um Authentizität statt um vorgetäuschtes Image („Diversity Washing“).
Damit die Strategie Wirkung entfalten kann, braucht es klare Ziele, realistische Zeitrahmen und messbare Kriterien.
4. Maßnahmen gestalten: Vielfalt im Arbeitsalltag erlebbar machen
Auf Basis der Strategie können konkrete Maßnahmen abgeleitet werden – idealerweise durch die Mitarbeitenden selbst, denn sie wissen oft am besten, was im jeweiligen Team, in der Abteilung oder im
Fachbereich sinnvoll ist. Daher ist es hilfreich, Beteiligung zu ermöglichen: Welche Formate brauchen Führungskräfte? Welche Angebote unterstützen Mitarbeitende? Welche Methoden stärken
bereichsübergreifendes Lernen – etwa durch Netzwerke oder Tandemmodelle?
Wichtig ist, die Übersicht zu behalten: Welche Maßnahmen laufen parallel? Wo gibt es Synergien? Was hat sich bereits bewährt, was sollte angepasst werden? Ziel ist nicht die maximale Anzahl an
Einzelinitiativen, sondern ein kohärentes Gesamtbild.
5. Wirkung messen: Lernen, nachjustieren, weitermachen
Diversitätsmanagement ist kein Projekt mit Enddatum, sondern ein fortlaufender Prozess. Entsprechend braucht es regelmäßige Erfolgsmessungen und Feedbackschleifen. Der sogenannte PDCA-Zyklus
(Plan - Do - Check - Act) bietet eine gute Grundlage für die kontinuierliche Weiterentwicklung.
Die Definition von Kennzahlen ist dabei anspruchsvoll: Nicht alles, was zählt, lässt sich einfach messen. Neben „harten“ KPIs wie dem Anteil unterrepräsentierter Gruppen helfen auch qualitative
Rückmeldungen und „weiche“ Indikatoren, um Fortschritte sichtbar zu machen.
Entscheidend ist die Transparenz: Ergebnisse sollten intern offen kommuniziert und Rückmeldungen ernst genommen werden. Nur so entsteht ein gemeinsames Verständnis für das, was erreicht wurde,
und für das, was noch zu tun ist.
Fazit: Vielfalt braucht Haltung – und Handwerk
Diversitätsmanagement ist keine Checkliste, sondern ein Prozess mit Tiefgang. Wer es ernst meint, schafft Raum für ehrliche Reflexion, investiert in Struktur und ermöglicht Mitgestaltung. Denn
nur wenn Diversität nicht als Sonderthema, sondern als Teil der Unternehmenskultur verstanden wird, kann sie ihr Potenzial nachhaltig entfalten.
Catharina Crasser
Denkfabrik Diversität
catharina@denkfabrik-diversitaet.de
www.denkfabrik-diversitaet.de