Es ist kein gewöhnlicher Tag im Münchener BMW Park. Keine ausverkaufte Basketball-Halle, keine Fan-Gesänge – stattdessen: Aha-Momente und stille Betroffenheit, aber auch lautstarkes Lachen beim Diversity Bullshit Bingo. Knapp 60 Mitarbeitende des FC Bayern Basketball nehmen an diesem Tag im Januar 2025 an einem Sensibilisierungsworkshop teil.
Experte Eric Mbarga (links) erklärt den Workshop-Teilnehmenden die Spielregeln des Privilege Walk (Foto: Alexandra Beier)
Die Themen wiegen schwer: Rassismus, Diskriminierung und die eigene Verantwortung im Sport – und darüber hinaus. Doch das Workshop-Team hat ein Format gewählt, das nicht belehrt, sondern bewegt:
interaktiv, niedrigschwellig und mit viel Empathie. Mit dabei waren Rachel Etse (Ethnologin & Rassismuskritikerin), Eric Mbarga (Kinderschutz- und Präventionsbeauftragter FC Bayern Campus)
und Dr. Julien Bobineau, Co-Founder von D2 – Denkfabrik Diversität. Das Startup mit Sitz in Würzburg entwickelt innovative Bildungsformate und Beratungsprodukte zu Diversity und Inclusion
(D&I). Unterstützt wurde der Workshop von Rot gegen Rassismus, einer Initiative des FC Bayern München e.V.
Gamification statt Frontalunterricht
„Wir wollten alle genau dort abholen, wo sie stehen“, erklärt Andrea Dehaeck, Leading Expert Sustainability beim FC Bayern Basketball. „Deshalb war es uns wichtig, das Thema ohne Zeigefinger,
aber mit Haltung zu vermitteln.“ Der Workshop setzte bewusst auf niedrigschwellige Methoden: Interaktive Übungen, kurze Impulse und spielerische Formate wie das Diversity Bullshit Bingo oder eine
Basketball-spezifische Form des Privilege Walk auf dem Spielfeld des BMW Park. Dabei wurden Diskriminierung und Privilegien – etwa durch und aufgrund von Herkunft, Geschlecht oder Bildung – mit
Gamification sichtbar gemacht, ohne bloßzustellen. „Wir haben schnell gemerkt, wie wichtig es ist, Räume für ehrlichen Austausch zu schaffen“, sagt Dehaeck. „Die Zusammenarbeit mit D2 und den
Expertinnen und Experten hat uns genau das ermöglicht – mit viel Fingerspitzengefühl, Humor und Tiefe.“
Vielfalt wirkt – in viele Richtungen
Die Kooperation mit D2 wirkt dabei weit über den Workshop-Tag hinaus und zahlt auf mehreren Ebenen ein. Denn eines der Ziele des Workshops war, dass die Mitarbeitenden lernen, unbewusste
Denkmuster zu erkennen und ihnen im Alltag aktiv entgegenzuwirken. Dabei geht es darum, aufmerksam zu werden für Sprache, Verhalten und Strukturen, die Ausgrenzung begünstigen – und um die
Fähigkeit, in entscheidenden Momenten Haltung zu zeigen. Auch die Kulturentwicklung innerhalb der Organisation profitiert von dem Format: Durch gezielte Sensibilisierung und Reflexion ist ein
gemeinsamer Teamgeist für Vielfalt entstanden. Wo vorher vielleicht noch etwas Unsicherheit herrschte, kann das Vertrauen wachsen, sich im Team offen mit herausfordernden Themen wie Rassismus und
Diskriminierung auseinanderzusetzen.
(Foto: Alexandra Beier - Die Workshop-Teilnehmenden beim spielerischen Ansatz des Privilege Walk auf dem Basketballfeld)
Mit Strategie und Haltung auf dem Spielfeld
Nicht zuletzt stärkt das Projekt auch das Inclusive Branding des Clubs. In Zeiten wachsender gesellschaftlicher Erwartungen zeigen der FC Bayern Basketball und D2: Haltung ist kein
Lippenbekenntnis, sondern gelebte Verantwortung – sichtbar für Partner, Fans und potenzielle neue Talente. „Vielfalt ist nicht nur ein gesellschaftliches Thema, sondern längst ein strategisches“,
betont Dr. Julien Bobineau von D2. „Wer nachhaltig für Diversität und Inklusion einsteht, gewinnt ganz klar an Authentizität.“ So denkt auch das Management des Münchner Basketballvereins. Denn
für den FCBB war der Workshop kein einmaliges Event, sondern fester Bestandteil einer langfristigen Strategie. „Dieser Workshop war ein Anfang – aber einer, der noch lange nachwirkt“, betont
Dehaeck. Die Teilnehmenden berichten von Aha-Momenten, von Perspektivwechseln – und von dem Wunsch, mehr zu lernen.
Fazit
Ein Basketballspiel kann Herzen höherschlagen lassen. Ein Workshop zu Diskriminierung kann Augen öffnen. Beides braucht Teamgeist, Offenheit – und den Mut, neue Wege zu gehen. Der FCBB und D2
zeigen mit ihrer Zusammenarbeit, wie das mit Weitblick gelingen kann. Denn wer Vielfalt fördern will, muss bereit sein, sich regelmäßig selbst zu hinterfragen, zuzuhören und Haltung zu zeigen –
auf dem Spielfeld wie im Alltag.
Dr Julien Bobineau
Denkfabrik Diversität
julien@denkfabrik-diversitaet.de
www.denkfabrik-diversitaet.de