Bei privaten und beruflichen Tätigkeiten nimmt der Trend zum Einsatz von kabellosen Geräten immer mehr zu. Der Stellenwert von Energiespeichern (bspw. Lithium-Ionen Akkumulatoren) hat somit in der jüngeren Vergangenheit stark zugenommen. Um die Auswirkungen der Ladezyklen und die entstehende thermische Beanspruchung beim praktischen Einsatz auf die Akkus zu erproben, untersucht das „Labor für Leistungselektronik, elektrische Maschinen und Antriebe“ der Technischen Hochschule Aschaffenburg mit Hilfe automatisierter Batterieprüfstande den Kapazitätsverlust von Lithium-Ionen-Akkumulatoren.
Motivation – Was sagt der Kapazitätsverlust aus?
Seit den 90er Jahren werden Lithium-Ionen-Akkus in vielen Applikationen eingesetzt. Der Einsatzbereich
erstreckt sich vom Laptop-Akku bis hin zur Fahrzeugbatterie. Speziell die 18650 Zelle, die weltweit
eingesetzt wird, bietet eine hohe Energiedichte und lässt sich durch Parallel- und Serienverschaltung
gut zu größeren Akkumodulen erweitern. Trotz der guten Eigenschaften dieser Lithium-Ionen-Zellen
müssen Alterungseffekte in der praktischen Anwendung berücksichtigt werden. Diese Alterungseffekte
machen sich hauptsächlich durch eine schwindende Kapazität für den Anwender bemerkbar. Fällt die
Speicherkapazität eines Akkus unter 80 % zur ursprünglichen Nennkapazität ist das so genannte Lebensende erreicht. Wann dieser Zustand erreicht wird, hängt stark von Anwendungsbedingungen und den eingesetzten Ladeverfahren ab. Ist der Akku hohen Temperaturen ausgesetzt z. B. durch hohe Belastungsströme oder extremen Umgebungstemperaturen im Einsatz, hat dies eine große Auswirkung auf die Alterung der Zellen. Die Prüfung und die Ermittlung der Lebensdauer von Akkumulatoren erfolgt an der TH Aschaffenburg mit automatisierten Batterieprüfständen, die eine praxisnahe Belastung mit konfigurierbaren Strom- und Temperaturprofilen ermöglichen.
Aufbau des Prüfstands
Der Prüfstand besteht aus einem Klimaschrank, in dem der zu prüfende Akkumulator platziert wird. Auf
dem Klimaschrank ist ein bidirektionales Ladegerät angebracht, welches das Laden und Entladen des
Akkus realisiert. Die Belastungsprofile werden über eine freiprogrammierbare Steuerung vorgegeben. Die variablen Parameter können durch den Benutzer über das frontseitige Touch-Display (HMI-Display)
eingegeben werden. Bevor ein Akku geprüft werden kann, muss das Ladegerät zunächst vorgeladen werden, sodass keine unbeabsichtigten Ausgleichsströme über die internen Kondensatoren fließen.
Die Vorkonditionierung sowie das Starten und Stoppen des Prüfvorganges kann ebenfalls über das HMI-Display durchgeführt werden. Im Notfall kann die Anlage durch den Not-Aus-Taster ausgeschaltet werden, wodurch die Stromzufuhr zum Akku durch einen Schaltschütz mechanisch getrennt wird. Des Weiteren findet eine Temperaturüberwachung sowie eine Überwachung durch einen Rauchmelder statt. Dadurch kann die Prüfung der Batterie 24 Stunden am Tag erfolgen.
Automatisierter Batterieprüfstand
Vereinfachter Schaltplan des Prüfsystems
Erste Messungen
Neben den relevanten Größen wie Ladestrom, Ladespannung und Temperatur werden Ladung und
Energie zu jedem Zeitpunkt berechnet und ebenfalls aufgezeichnet. In der Grafik ist erkennbar, dass nach
dem Erhöhen des Ladestroms die Batterietemperatur erneut ansteigt. Ebenso ist erkennbar, dass sich
die Ladedauer durch den höheren Strom fast um die Hälfte der Zeit verkürzt.
Zur Messung des Stroms wird ein Präzisions-Wandler eingesetzt. Für die Spannungsmessung kommt
ein Spannungsteiler zum Einsatz und die Temperatur wird mit Hilfe eines PT100 Sensors ermittelt.
Exemplarische Messung mit einem Lithium-Ionen-Akku
Ausblick
An der TH Aschaffenburg wurde dieses Prüfsystem entwickelt, welches die Lebensdauer von Akkumulatoren in einer temperierten Umgebung mit definierten Belastungsprofilen prüft. Dieses Prüfsystem ist in der Lage, alle relevanten Daten aufzuzeichnen, um in einer späteren Auswertung eine Alterung beziehungsweise die belastungsabhängigen Eigenschaften von Akkumulatoren mit hoher Präzision zu dokumentieren. Aus den Ergebnissen dieser Langzeituntersuchungen, sollen Optimierungsmaßnahmen abgeleitet werden, um eine größere Lebensdauer in der praktischen Anwendung zu erreichen.
Prof. Dr.-Ing. Johannes Teigelkötter
Julian Sturm, B. Eng.
Technische Hochschule Aschaffenburg
Labor für Leistungselektronik, elektrische Maschinen
und Antriebe
Würzburger Straße 45
64743 Aschaffenburg
06021 4206-809
Johannes.Teigelkoetter@th-ab.de
http://www.ema-ab.de/
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