Z! DAS ZUKUNFTSMAGAZIN IM INTERVIEW MIT WOLFANG VOGLER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der OhmEx GmbH,
Walter Rosenberger (links) und

Wolfgang Vogler (rechts)


Herr Vogler, Ihr Unternehmen befasst sich mit Elektro-Prozesserhitzern und Elektro-Schaltanlagen. Worin liegt der besondere Charme Ihrer Tätigkeit?
Von der fachlichen Seite ist es so, dass wir mit unseren Technologien einen Beitrag für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland leisten. Es ist eine besondere Motivation, an so einem weltweit einmaligen und hoch gesteckten Ziel mitarbeiten zu können. Im Kern unserer Tätigkeit stehen Technologien, die in tausenden von industriellen Einsatzbereichen seit vielen Jahrzehnten erfolgreich etabliert und verstanden sind, so dass wir auf ein breites Spektrum an Erfahrungen und Wissen aufbauen und dieses für neue Bereiche erschließen können.


Welchen Bezug haben die Tätigkeiten Ihres Unternehmens zu den Begriffen Energie und Klima, die den Schwerpunkt unseres aktuellen Zukunftsmagazins bilden?
Unsere Technologien wandeln Strom in Wärme um. Wenn ich von Wärme rede, meine ich die Speicherung von Heißwasser bei einer Temperatur von 130°C, das für die Versorgung von z. B. Fern- oder  Nahwärmenetzen genutzt werden kann. Die Rückverstromung ist im Prinzip auch möglich, bspw. indem man die Wärme in großen Flüssig-Salzspeichern bei einem Temperaturniveau von 560°C speichert, um diese dann über einen Dampfkreislauf mit Turbine und Generator wieder zurück in Strom umzuwandeln. Auch hierzu haben wir einige Projekte zusammen mit dem DLR erfolgreich umgesetzt. Mit unserer Technologie realisieren wir einen Wirkungsgrad von ca. 98 %, was sehr nahe an dem physikalisch Möglichen ist.

Die Bezüge zum Thema Energie und Klima sind wechselseitig. Auf der einen Seite gibt uns die im Jahr 2011 beschlossene Energiewende Rückenwind und eröffnet uns Perspektiven und Potenziale. Auf der anderen Seite können wir mit unseren Elektro-Prozesserhitzern dabei helfen, dass Strom, der aus erneuerbaren Energien stammt, in Wärme umgewandelt und somit der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert wird. Die Umwandlung von Strom in Wärme, „Power to heat“, ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Wir sind als Gesellschaft und Wirtschaftssystem schon sehr weit  gekommen.

 

Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtstromerzeugung bei ca. 33 %. Als Ziel
hat die Politik ausgegeben, dass im Jahr 2030 50 % und im Jahr 2050 80 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Dies ist ein großes Ziel, für das wir einen Mix aus mehreren Technologien benötigen, wozu natürlich auch gehört, Strom, der aus erneuerbaren Energien stammt, in Wärme umwandeln zu können und damit fossile Brennstoffe in vermindertem Umfang einzusetzen. Damit vermeiden wir Emissionen, was dem Klima hilft. Unsere Prozesserhitzer sind sehr schnell regelbar und können somit vor allem Kraftwerke, die wie Gaskraftwerke schnell regelbar sind, unterstützen. Vor allem wird der Strom durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien „grüner“, so dass Strom für Haushalt und Industrie nachhaltiger angeboten werden kann.

 

Im Jahr 2011 kam es durch die Katastrophe von Fukushima zur Entscheidung in Deutschland, aus der Atomenergie auszusteigen und eine Energiewende einzuläuten. Was bedeutete dies für Ihr Unternehmen?
Dieses erschreckende technologische Großereignis und die Entscheidung der Bundesregierung, bis zum Jahr 2022 aus dem Betrieb von Kernkraftanlagen auszusteigen, war für uns von großer Bedeutung und kam für uns zur richtigen Zeit. Neben der Tatsache, dass wir mit unseren Technologien bei der Ausgestaltung der Energiewende helfen können, ist es ebenfalls eine Tatsache, dass wir für unsere geschäftliche Entwicklung eine bessere Planungssicherheit bekommen. Eine der Prognosen beim Beschluss der Energiewende war, dass Deutschland weltweit in eine Führungsrolle geht und deutsche Unternehmen in den Folgejahren aufgrund ihres Vorsprungs in die Länder exportieren können, die dem Vorbild von Deutschland nacheifern und auch entsprechende Konzepte und Technologien benötigen. Das eröffnet für uns weitere Potenziale.

 

Ihr Unternehmen wurde im Jahr 2006 gegründet. Wie kam es dazu? War es immer schon den Traum von Ihnen und Ihrem Geschäftspartner Walter Rosenberger, ein eigenes Unternehmen zu haben?
Mein Geschäftspartner Walter Rosenberger und ich haben früher bereits schon als Angestellte in derselben Firma gearbeitet. Wir kannten uns somit sehr gut. Während unserer Tätigkeit haben wir im Verlauf der Zeit natürlich immer mehr dazu gelernt und immer mehr den Eindruck bekommen, dass wir es selber anders und vermutlich besser können. Und eines Tages war dann der Punkt gekommen, an dem wir uns entschieden haben, es besser zu machen und eine eigene Firma zu gründen. Der Erfolg hat uns recht gegeben. Heute sagen wir beide, dass wir den Schritt in die Selbständigkeit durchaus zehn Jahre früher hätten gehen sollen. Rückblickend gesehen hat der Schritt in die Selbständigkeit uns beide auch persönlich enorm vorangebracht, weil es etwas anderes ist, für einen Bereich als Angestellter verantwortlich zu sein, als ihn im Rahmen eines eigenen Unternehmens zu leiten, seine eigenen Potenziale zu entfalten und Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen.

 

Sie übernehmen auf Wunsch auch die Vor-Ort-Inbetriebnahme weltweit. Gehört zu Ihrem Aufgabenspektrum auch die laufende Überwachung der Anlagen und die Instandhaltung und wenn ja, wie organisieren Sie das als kleines Team?
Unsere Prozesserhitzer sind Bestandteil von größeren Gesamtsystemen, für die wir Partner haben. Grob gesagt: Sollte es im Betrieb Fragestellungen bei den elektrischen Teilen geben, sind unsere Partner vor Ort, sollte es Fragestellungen bei den mechanischen Bauteilen geben, fahren wir selber zu den Kunden. Dass unsere Prozesserhitzer keine bewegten Teile haben, wirkt sich natürlich positiv aus. Unsere Kunden sind zu ca. 80 % in Europa ansässig, ca. 15 % im europäischen Ausland. Wir haben auch Kunden in den USA und in China, wo besonders starke Wachstumspotenziale gesehen werden, aber ich glaube, dass man die Märkte und Konzepte in den verschiedenen Märkten kaum sinnvoll miteinander vergleichen kann.

 

Immer mehr Firmen nutzen Maschinen und Anlagen, um Daten aus deren Nutzung zu ermitteln und zu neuen Informationen und Dienstleistungen zu veredeln. Wie stehen Sie diesem Ansatz gegenüber und machen Sie etwas in diese Richtung?
Selbstverständlich beobachten wir, dass viele Firmen sich stark darum kümmern, im Rahmen neuer digitaler Geschäftsmodelle Daten aus dem Einsatz ihrer Technologien zu erheben, zu verkaufen oder zu veredeln, aber für uns ist das, zumindest derzeit, noch kein Thema.

 

Welche Chancen sehen Sie für Ihr Unternehmen im Hinblick auf Digitalisierung der Energiewende und Industrie 4.0?
Zunächst meine ich, dass wir durchaus kritisch sein sollten, wenn es um Visionen und Konzepte aus dem Silicon Valley und die Übertragung auf unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem geht. Was machen wir als Gesellschaft, wenn viele Berufe durch eine Digitalisierung wegfallen, was empfehlen wir unseren Kindern und Enkeln, was sie für eine Ausbildung machen sollten? Bei allem, was wir mit Digitalisierung auch im Bereich Energie machen, sollten wir die Folgen im Auge behalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Power-to Heat Anlage 1,2 MW / 400 V

für Wärmeversorgung eines
Nahwärmenetzes in Delitzsch.

Wie gewinnen Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir sind da sehr klassisch ganz einfach über die Bundesagentur für Arbeit unterwegs. Den Mitarbeiter in Vollzeit, den wir zuletzt eingestellt haben, kam direkt von der Hochschule Aschaffenburg. Ansonsten ist Wachstum kein prioritäres Ziel unseres Unternehmens.


Wie zufrieden sind Sie mit dem Standort Bayerischer Untermain?
Der Standort Bayerischer Untermain ist ausgezeichnet. Hier in der ZENTEC fühlen wir uns sehr wohl, man kann sofort loslegen und wird sehr gut unterstützt. Für unsere Fertigung ist unser Partner im Industrie Center Obernburg sehr wichtig. Weiterhin sind viele unserer Zulieferer in der Nähe, so dass wir mit unserem Umfeld sehr eng verbunden sind.

 

Herr Vogler, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Das Interview führte Dr. Gerald Heimann,
ZENTEC GmbH

 

Ansprechpartner

Wolfgang Vogler
OhmEx Industrielle Elektrowärme GmbH
Industriering 7
63868 Großwallstadt
06022 26 1201
Vogler@ohmex.de
www.ohmex.de