Gemessene Energieverbrauchswerte von Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen weichen oft von den errechneten Bedarfswerten ab. Der Artikel nennt die häufigsten Ursachen und macht einen Vorschlag, wie Investoren und Endverbraucher eine realistischere Einschätzung über die zu erwartenden Energiekosten bei Bau- und Sanierungsprojekten bekommen.
Für die Abweichungen zwischen berechnetem und gemessenem Energieverbrauch sind im Wesentlichen
drei Faktoren verantwortlich:
Faktor 1: Das Nutzerverhalten In den EnEV-Nachweisen wird meist eine durchschnittliche Innentemperatur von 19°C (nach DIN V 4108-6) verwendet. Die tatsächliche Raumtemperatur
beträgt oft 22°C. Jedes Grad höhere Raumtemperatur bedeutet einen Mehrverbrauch von ca. 6 %. Einfluss hat auch das Lüftungsverhalten der Bewohner. Auch eine verspätete Lüftungswartung von
Lüftungsanlagen in Passivhäusern kann einen Mehrverbrauch von mehr als 25 % zur Folge haben.
Faktor 2: Einstellung und Betrieb der Anlagentechnik Ein fehlender hydraulischer Abgleich, nicht optimierte
Heizungssteuerungen, Warmwasserzirkulationsverluste, die oft höher sind als der eigentliche Verbrauch, haben Mehrverbräuche von bis zu 40 % zur Folge.
Faktor 3: Abweichungen zwischen idealer Bauplanung und deren Ausführung auf der Baustelle Änderungen bei Materialien, eine "nicht ideale Bauausführung" oder Entscheidungen im
Bauablauf
führen zu höheren Energieverbräuchen. Auch spielen innere Wärmequellen (Anzahl der Bewohner pro Wohneinheit) bei energieeffizienten Gebäuden eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Diese drei Einflussgrößen zusammen sind dafür verantwortlich, dass der tatsächliche Verbrauch oft
bis zu 70 % und mehr von dem errechneten Verbrauch abweichen kann.
Simulationswerkzeuge können Einflussgrößen berücksichtigen
Um realistischere Einschätzungen über die zu erwartenden
Energiekosten zu erhalten und Investoren bessere
Grundlagen für Wirtschaftlichkeitsberechnungen
bei Bauprojekten zu ermöglichen, empfiehlt
sich deshalb der Einsatz von Simulationswerkzeugen mit hoher physikalischer Rechengenauigkeit. Die Simulationswerkzeuge ermöglichen sowohl die Verwendung standortgenauer Klimadaten, als auch das
Nutzerverhalten (Raumtemperatur 22°C statt 19°C) darzustellen. Verschiedene Anlagenkonzepte und Regelstrategien können abgebildet, berechnet und verglichen werden. Man erhält ebenfalls
realistischere
Werte der Effizienz der Anlagentechnik (Wärmepumpen, PV-Anlagen). "Enttäuschungen" werden so vermieden.
Vermeidung des Energy Performance Gap
Bei der herkömmlichen Bauplanung ist der Energieverbrauch oft höher als ursprünglich gedacht. Dies
nennt man den "Energy Performance Gap". Um den Energy Performance Gap zu vermeiden, bzw. zu versuchen, diesen durch geeignete Maßnahmen zu minimieren, ist es notwendig, das Simulationswerkzeug in
die verschiedenen Phasen der Projektabwicklung zu integrieren. Idealerweise
erfolgt die Projektabwicklung nach BIM (Building Information Modeling) mit einer lebenszyklusübergreifenden Betrachtung. In jeder der Phasen Projektierung, Ausführung und Betrieb sollte jeweils
überprüft werden, ob die ursprünglichen Annahmen im Vorprojekt noch gültig sind. Änderungen fließen in die Simulation ein, Hydrauliken und Reglereinstellungen werden detailgetreu abgebildet.
Abweichungen zur ursprünglichen Prognose werden sichtbar, Gegenmaßnahmen können ergriffen werden.
Letztendlich liefert die Simulation einen Wertebereich des Energieverbrauchs, innerhalb der der tatsächliche Verbrauchswert liegen wird. Dies ermöglicht Bauherren und Investoren eine sichere Grundlage für Investitionsentscheidungen. Sollten die im Betrieb gemessenen Verbrauchswerte dennoch außerhalb des durch Simulation bestimmten Wertebereichs liegen, ist das meist ein Hinweis auf "nicht ideale Bauausführung" oder "nicht optimierten Anlagenbetrieb" und dem sollte innerhalb der Garantiezeiten nachgegangen werden.
Peter Brönner
Faire Wärme GmbH
Industriering 7
63868 Großwallstadt
06022 26 2800
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www.faire-waerme.de
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