KI zur automatisierten Empfängererkennung

Zustellungen von Sendungen an Privatkunden, das so genannte B2C-Geschäft, sind für 

Spediteure kostenintensiv. Zum einen wohnen die Endverbraucher häufiger abgelegen, zum

anderen sind sie häufig nicht erreichbar. Dadurch entstehen Speditionen nicht unerhebliche

Kosten, zum Beispiel für erfolglose Zustellversuche. Die Stückgutkooperation IDS Logistik aus

Kleinostheim hat mithilfe Künstlicher Intelligenz ein Verfahren entwickelt, das automatisch

erkennt, ob es sich um eine B2B- oder B2C-Zustellung handelt.

 

Seit 2011 liefert IDS Stückgutsendungen auch an Privatkundenempfänger. Stückgut ist alles, was größer

als ein Paket ist, zum Beispiel palettierte Waren, Haushaltsgeräte oder Gartenequipment. Das sogenannte

B2C-Geschäft macht heute bei der größten deutschen Stückgutkooperation 12,8 Prozent der täglich ca.

45.000 Sendungen aus.

 

Wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass diese auch als solche gekennzeichnet sind. Interne

Untersuchungen hatten aber ergeben, dass statt der tatsächlichen fast 13 Prozent nur 10,6 Prozent der

Sendungen als B2C-Sendungen ausgewiesen waren. Häufig konnten die Versender anhand ihrer

Kundendaten nicht erkennen, ob es sich um eine Privatadresse handelt, z. B. weil bei der Bestellung im

Internet die Empfängerdaten nicht vollständig erfasst waren oder die entsprechenden Informationen nicht

an den Spediteur übergeben wurden.

 

Algorithmus erkennt B2B- und B2C-Daten

 

Die Konsequenz war, dass die Zustellung der Sendungen an diese häufig abgelegenen und mit weiteren

Anfahrten verbundenen Adressen – wie sonst im B2C-Bereich üblich – ohne Avisierung per E-Mail, SMS

oder Telefon erfolgte. Und das dann oft vergeblich, da der Empfänger nicht zu Hause angetroffen wurde.

Die Folge: Längere Laufzeiten und Unzufriedenheit der Kunden einerseits sowie unnötige Kosten für

erfolglose Zustellversuche und eine falsche Tourenplanung andererseits beim Spediteur.

 

Die Lösung: IDS hat einen Algorithmus entwickelt, der anhand des Empfängernamens erkennt, ob es sich

um eine B2B- oder eine B2C-Sendung handelt, den Datensatz entsprechend kennzeichnet und so die

Avisierung beim Empfänger auslöst.

 

Zweistufiges Prüfverfahren

 

Für die automatische Unterscheidung von B2B- und B2C-Empfängern klassifiziert das System zunächst

alle Sendungen, die nicht mit dem Kennzeichen „Privat“ versehen sind, als „wahrscheinliche

Privatempfänger“. Das sind 89,4 Prozent der Sendungen.

 

Im ersten Prüfschritt wird dann der Empfängername im Hinblick auf ein eindeutiges B2B-Merkmal

untersucht. Das ist im Wesentlichen die Rechtsform wie z. B. AG, GmbH oder auch der eingetragene

Verein. Hier lassen sich bereits 80 Prozent der zunächst als „wahrscheinliche Privatempfänger“ eingestufte

Sendungen als B2B kategorisieren.

 

Die verbleibenden Empfängerdaten, also 9,4 Prozent, die noch nicht eindeutig als B2B erkannt wurden,

werden im zweiten Schritt anhand einer selbstlernenden Datenbank überprüft. Diese Datenbank enthält

mittlerweile über 80.000 Begriffe, die eindeutig auf eine gewerbliche Empfängeradresse schließen lassen.

Das sind zum Beispiel Rechtsanwalt oder Steuerberater, Immobilien, Consulting, Restaurant oder der

Name einer Stadt. Und wenn der Fehlerteufel zugeschlagen hat? Kein Problem. Die Prüfung der Namen ist

fehlertolerant und reagiert auch auf kleinere Abweichungen der Schreibweise, d. h. ein Fachazt wird als

Facharzt erkannt.

 

Hat das System einen B2B-Empfänger nicht oder falsch kategorisiert, können die beteiligten Partner die

Kennung korrigieren. Das sind in der Regel die IDS Partnerdepots, die die Sendung versenden oder sie

empfangen und für die Verteilung im Nahverkehr zuständig sind. Als Ergebnis dieser Korrektur wird die

selbstlernende Datenbank aus Schritt 2 automatisch um den Adressdatensatz erweitert und somit die

Qualität der Empfängererkennung kontinuierlich verbessert.

 

Der wirtschaftliche Nutzen

 

Durch die automatische Empfängererkennung werden täglich rund 1.000 Sendungen an

Privatkundenempfänger zusätzlich erkannt. So kann die einzelne Sendung direkt avisiert bzw. ein

Zustelltermin vereinbart werden. Die Rücklaufquote reduziert sich von vorher mehr als 10 Prozent auf

2 Prozent. Und die Kunden bekommen ihre Sendung heute, nicht zuletzt dank Avisierung und

Terminvereinbarung über das Online-Portal „Wunschliefertag“ (siehe hierzu auch „Liefern, wenn es passt.“

zu 90 Prozent 48 Stunden schneller.

 

Die Zustelldepots erhalten darüber hinaus aufwandsgerecht die höhere B2C-Zusatzvergütung. Und

Unklarheiten, ob es sich um eine Privatadresse handelt oder nicht, gibt es nicht mehr. Vielmehr können

die Versender so ihre eigenen Stammdaten korrigieren und aktualisieren.

 

Ansprechpartner

Dr. Michael Bargl
IDS Logistik GmbH
Saaläckerstraße 8
63801 Kleinostheim
06027 40903-10
michael_bargl@ids-logistik.de
www.ids-logistik.de


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