Viele Unternehmen in der Region spüren den zunehmenden Druck: rückläufige Auslastung und Auftragseinbruch, steigende Kosten, Fachkräftemangel und hoher Krankenstand, geopolitische Unsicherheit an allen Ecken und immer neue Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und Bürokratie. Dazu kommen interne Herausforderungen: Prozesse sind intransparent und werden nicht gelebt, die Übergabefähigkeit von Dokumenten an die nächste Abteilung lässt zu wünschen übrig, Zuständigkeiten sind unklar und Wissenshochburgen verhindern effiziente Abläufe – Stolpersteine wohin man schaut. Die Probleme sind nicht neu, aber ihre Gleichzeitigkeit und Intensität setzen Unternehmen zunehmend unter Stress.
Für kleine und mittelständische Unternehmen ist die Antwort auf diesen Veränderungsdruck nicht Aktionismus – sondern der Fokus auf die eigene Handlungsfähigkeit. Wer interne Potenziale hebt,
Prozesse strukturiert und gezielt neue Märkte erschließt, schafft sich Freiräume: finanziell, personell und organisatorisch.
Interne Potenziale als erste Säule der Resilienz
Die erste Antwort auf externe Unsicherheit liegt meist im eigenen Haus: verschlankte Abläufe, klar definierte Verantwortlichkeiten, strukturierte Prozesse. Oft genügt es schon, einfache Maßnahmen
anzustoßen – zum Beispiel durch die Entlastung von Engpassabteilungen oder die Standardisierung von wiederkehrenden Vorgängen.
Ein Beispiel aus der Praxis: In einem mittelständischen Werkzeugbau konnte durch die Verlagerung abteilungsfremder Tätigkeiten und die Optimierung des Angebotsprozesses die Angebotsmenge bei
gleicher Mitarbeiterzahl um 47 % gesteigert werden. Das senkt nicht nur die Angebotskosten,
sondern erhöht auch die Abschlussquote und verbessert die Maschinenauslastung. Ein schöner Nebeneffekt: Der Cashflow steigt – und das verschafft Luft. Denn: Cash is King.
Wer solche brachliegenden Potenziale systematisch hebt, gewinnt mehr als Effizienz: Er gewinnt Zeit, Fokus und strategische Beweglichkeit.
Neue Märkte erschließen – Diversifikation als Überlebensstrategie
Die globale Ordnung wird derzeit neu definiert, niemand weiß, wo die Reise hingeht. Klassische Absatzmärkte stagnieren oder werden durch geopolitische Risiken instabil. Trotzdem entstehen in
Regionen wie Südostasien, der NAFTA-Region oder auch Osteuropa neue Chancen – trotz hoher geopolitischer Volatilität. Diversifikation ist Trumpf: in Märkten, im Portfolio und bei den
Kundenzielgruppen. Gerade KMU haben einen Vorteil, denn sie sind schneller, flexibler, pragmatischer. Doch das allein genügt nicht. Marktaufbau braucht Zeit, Vertrauen und Klarheit: Welche
Alleinstellungsmerkmale gibt es? Wo liegt der echte Kundennutzen? Wie sieht ein tragfähiges Preismodell aus? Eine kluge Strategie hilft nicht nur beim Eintritt in neue Märkte, sondern
stabilisiert auch bestehende Kundenbeziehungen – und sorgt langfristig für Resilienz.
Nachhaltigkeit umsetzen – wirtschaftlich denken, regulatorisch handeln
Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein Marketingbegriff. Sie betrifft ökologische, soziale und – oft unterschlagen in aktuellen Diskussionen – auch wirtschaftliche Aspekte. Denn echte
Nachhaltigkeit heißt nicht nur „grün denken“, sondern auch das Unternehmen langfristig wirtschaftlich stabil und handlungsfähig aufzustellen. Wer heute nur auf CO2-Ziele achtet, aber seine Prozesse nicht effizient und tragfähig organisiert oder sein Portfolio und seinen Absatzmarkt nicht zukunftssicher gestaltet, verlagert das
Problem – löst es aber nicht.
Hinzu kommt: Neue ESG-Vorgaben (z. B. LkSG, CSRD, CBAM) betreffen auch kleinere Unternehmen – direkt oder indirekt über ihre Kunden. Viele KMU empfinden diese Flut an Vorgaben als zusätzliche
Last. Doch wer es klug angeht, kann daraus auch Vorteile ziehen: Transparenz in der Lieferkette, systematische Risikoanalyse und dokumentierte Maßnahmen verbessern nicht nur das Unternehmensbild
und die internen Abläufe – sondern reduzieren konkret das wirtschaftliche Risiko.
Hier gilt: Nicht alles auf einmal. Ein pragmatischer, unternehmensspezifischer Einstieg ist oft wirkungsvoller als der große Wurf. Die Kombination von betriebswirtschaftlicher Relevanz – etwa im
Hinblick auf Finanzierung, Kosten oder Wettbewerbsfähigkeit – mit regulatorischer Notwendigkeit schafft ein tragfähiges Fundament. Und kann sich im Markt als echter Wettbewerbsvorteil
erweisen.
Fazit: Nicht größer, sondern handlungsfähiger werden
Die erfolgreiche Transformation beginnt nicht mit einer neuen Vision – sondern mit dem Mut, Bestehendes zu hinterfragen und Potenziale sichtbar zu machen. Dabei ist eine ausgewogene Balance
zwischen Strategie und Umsetzung entscheidend. Gerade wir Deutschen neigen dazu, alles bis ins letzte Detail zu planen – und verlieren darüber oft wertvolle Zeit. Manchmal hilft es, einfach in
die richtige Richtung loszulaufen.
Ob durch einfache Restrukturierungsmaßnahmen, den Aufbau internationaler Märkte, die Digitalisierung interner Prozesse oder gezielte Nachhaltigkeitsstrategien: Unternehmen, die heute ihre
Handlungsfähigkeit stärken, sind morgen besser gerüstet für Veränderung. Nicht größer, sondern klarer. Nicht hektischer, sondern fokussierter. Und: nicht nur überlebensfähig – sondern
wettbewerbsfähig.
Als Mittelstandsgewächs kennt Heiko Irlbacher von ProMade die Stärken und Herausforderungen dieser Unternehmen von der Pike auf – und unterstützt sie dabei, effizienter zu werden, ihre
Organisation neu auszurichten oder neue – auch internationale – Märkte zu erschließen, um Unternehmen nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen.
Heiko Irlbacher
ProMade Management Consulting UG
irlbacher@promade-consulting.com
www.promade-consulting.com