FREIHEIT UND VERANTWORTUNG ALS TRIEBFEDER FÜR DIGITALE TRANSFORMATION IN DER CORONA-KRISE

War die Corona-Krise der Weckruf für manchen digitalen Dornröschenschlaf? Eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht. Da ist zwischen Unternehmen, Verwaltung, Schulen, Gesellschaft, Politik und Privat zu differenzieren, aber auch innerhalb eines jeden dieser Lebensbereiche.

 

Die corona-bedingten Maßnahmen haben unsere Freiheiten massiv eingeschränkt. Aber gleichzeitig haben sich bei der Digitalisierung neue Möglichkeiten und Freiheiten aufgetan. Auf dem Weg in die Digitale Transformation wurden sie sehr unterschiedlich genutzt.

 

In der Wirtschaft zeigte sich wie in einem Brennglas, wie weit Unternehmen in der Digitalisierung jeweils schon waren. Für viele HochtechnologieUnternehmen in unserer Region brauchte es nur einige Änderungen in den Abläufen, aber es gab auch Firmen, deren Organisation völlig auf den Kopf gestellt wurde. Dabei hatten aber auch Störungen in der globalen Vernetzung ihre Wirkung.

 

Die öffentliche Verwaltung war in der Entwicklung weiter zurück. Trotzdem durfte man staunen, welche Grenzen der Mobilität und Arbeitszeitflexibilität, die bis dahin unverrückbar schienen, nun überwunden werden konnten. Natürlich brauchte es Vertrauen der Vorgesetzten in die MitarbeiterInnen, auch zarte Änderungen der Fehlerkultur konnte man spüren. Trotzdem war die Flexibilität der Wirtschaft naturgemäß nicht erreichbar.

 

Eine reine digitale Erfassung von einzelnen Schritten von Vorgängen reicht allerdings nicht. Erst eine Voll-Digitalisierung, d. h. eine vollständige Bearbeitung eines Vorgangs ohne Medienbruch verdient den Namen Digitalisierung. Da darf man sich nichts vormachen: Eine App, die nur den Erstkontakt (als Eingabeformular oder gar nur als ausdruckbares PDF) digital darstellt, mag im politischen Marketing wirken, hilft aber Bürgern und Verwaltung nicht wirklich. Eine so verstandene Umsetzung des Online-Zugangs-Gesetzes (OZG) würde die dafür vorgesehenen Gelder verpuffen lassen und unserer Gesellschaft einen Bärendienst erweisen.

 

In der Politik gerade im Bezug auf Corona wurden gravierende Schwachstellen offenbar. Sei es die bis heute nicht umfassend eingesetzte Software Sormas in den Gesundheitsämtern (stattdessen wurden Fax und Excel genutzt), sei es das Chaos mit zahlreichen Apps zur Kontakt-Nachverfolgung, sei es die DV-technische Bearbeitung der Unterstützungsleistungen (die helfende IHK war durch fehlende Vorgaben letztendlich auch behindert) bis hin zur Nicht-Erreichbarkeit von Behörden (z. B. Kfz-Anmeldung). Da fiel die zügige Bearbeitung auf Seiten der Steuerbehörden etwa bei Stundungen und Rückzahlungen positiv auf.

 

Ein besonderes Beispiel waren unsere Schulen. Während sie mit einer Unmenge an Erlassen aus dem Ministerium bombardiert wurden, haben viele Lehrer ihre besondere Verantwortung begriffen und sich mit unglaublichem persönlichem Engagement um die Bildung ihrer SchülerInnen bemüht. Trotz oftmals holpriger DV-Landschaft haben viele von ihnen manchmal sogar mit eigenem finanziellem Einsatz den Unterricht mit ihren SchülerInnen aufrechterhalten. Mein höchster Respekt für diese LehrerInnen.

 

Mein persönliches Fazit: In Unternehmen, aber auch in anderen Lebensbereichen wurde flexibel reagiert, behindernde Vorschriften wurden oft verantwortungsvoll ausgelegt oder gar überwunden. Hoffentlich bleiben diese Errungenschaften erhalten. Es darf kein Zurück zu analogen oder digital abgebildeten analogen Prozessen geben.

 

Die Corona-Krise hat aber auch gezeigt, wie Datenschutz richtig zu verstehen ist. Gerne wurde bisher der Datenschutz als Begründung für die Ablehnung zahlreicher Innovationen missbraucht. Aber gerade der bayerische Datenschutzbeauftragte zeigt immer wieder auf, dass es Vernetzungen und Digitale Transformation unter Einhaltung der in Deutschland besonders streng interpretierten Datenschutzvorgaben geben kann.

 

Zum Ausbau der Infrastruktur gehört auch eine umsetzbare und agile Cyber-Sicherheitsstrategie mit wirksamem Schwachstellenmanagement und Recht auf Verschlüsselung. Hier muss die öffentliche IT-Infrastruktur, aber auch manche Unternehmen schnellstmöglich nachbessern.

 

Alles entscheidend ist aber das sogenannte Mindset. Hardware und Kabel sind notwendige Voraussetzungen, aber eine Digitale Transformation ist nur möglich, wenn sich jeder einzelne auf das Wagnis von Veränderungen einlässt und die sich bietenden Freiheiten in Verantwortung ausübt. Dabei müssen Fehler möglich sein, aber solche müssen schnell erkannt (quick fail) und korrigiert werden, ohne leidige Schulddiskussionen. Viele Unternehmen in unserer Region sind da auf dem besten Wege, wie ich bei zahlreichen Firmenbesuchen immer wieder feststelle.

 

Insgesamt gilt: Die zügige Digitale Transformation von Wirtschaft und Verwaltung ist Grundvoraussetzung für die künftige bayerische Wettbewerbsfähigkeit national wie auch international. Nutzen wir den Schwung aus der Corona-Zeit gerade auch für unsere Region.

 

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Dr. Helmut Kaltenhauser, MdL

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