Wenn New Work Mindset zur Routine werden soll – Erste Lernnuggets beim Conceptathon entwickelt

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Skills und Tools, um mit den geänderten Anforderungen Schritt zu halten, können mehr oder weniger rasch geschult bzw. gelernt werden. Doch das Mindset, die Haltung, die Einstellung von Mitarbeitenden zu verändern und zur Routine werden zu lassen, stellt sich für Unternehmen und Organisationen als Herausforderung dar. Was braucht es dazu?

 

Viele Transformationsprozesse scheitern, weil das Rollenverständnis, die agilen Werte, die Spielregeln
und Haltungen in der Zusammenarbeit nicht mitwachsen bzw. nicht so schnell gelernt werden können, und man außerdem gar nicht genau weiß: Was ist nötig, um das Mindset zu verändern?

Beim zweiteiligen Conceptathon – vom 8.-10. September im Industriecenter Obernburg und vom 17.-19. November im HUB42 in Hösbach – wurden diese Fragen in die Tiefe erörtert und Lernbausteine, sog. “Learning Nuggets” entwickelt, um die Menschen auf die Lern- und Transformationsreise in den Unternehmen und Organisationen mitzunehmen und für die neue Arbeitswelt fit zu machen.

Was ist ein Concepathon?
Der Conceptathon ist ein neues Format des New Work und des New Learnings, das Teamwork, Kollaboration und Learning mit unmittelbar verwendbaren Arbeitsergebnissen im Bereich der Konzeption verbindet. Der Grundgedanke des Conceptathon ist abgeleitet vom Hackathon. So wird das Ziel verfolgt, kollaborativ Produkte zu entwickeln bzw. Lösungen für spezifische Herausforderungen zu finden. Beim Conceptathon werden zudem kleine Teaching-Nugets als Lernimpulse zu Beginn oder am Ende eines
Sprints eingebaut, sodass ein individueller Kompetenzaufbau stattfindet.
 
Die Leitfrage des Conceptathons war also: Wie können wir ein New Work Mindset für Fach- und Führungskräfte entwickeln? Ein wichtiges Ergebnis dieser Eingangsdiskussion war, dass die Teilnehmenden in der Leitfrage die Begriffe Fach- und Führungskraft durch „Menschen in Unternehmen“ ersetzten, und die Belegschaft als Ganzes in den Mittelpunkt gestellt werden soll. Zugleich wurde ein ausschließliches Fokussieren auf die Interessen der Mitarbeitenden kritisch hinterfragt: Stehen nicht die Interessen der Kunden im Fokus (bei agiler Arbeitsweise)? Hier gilt es einen sinnvollen Spagat – auch zu anderen Anspruchsgruppen – zu finden. Auf jeden Fall wird in einer New Work Arbeitsumgebung Offenheit und die Beantwortung der Sinnfrage (warum kommen wir jeden Morgen zur Arbeit?) zu einem zentralen Element. Zur Frage nach dem „Wie“ gilt es, zielgruppenspezifische Angebote auszuarbeiten, die methodisch und inhaltlich den Wissenstransfer unterstützen.

Wer lernt wie?
Wenn man Menschen in Unternehmen/Organisationen „etwas beibringen“ möchte, ist es nützlich zu verstehen: Sie sind ganz unterschiedlich „gestrickt“. Egal ob Fach- oder Führungskraft, angelernt und professionell ausgebildet, „oben“ oder „unten“ in der Hierarchie – die Menschen sind schon allein vom Lerntyp her sehr verschieden, aber auch Persönlich-keitsmerkmale, die Erziehung und Erfahrungen spielen eine Rolle, wie sie sich im beruflichen Kontext verhalten. Um die Teilnehmenden am 1. Conceptathon dafür zu sensibilisieren, wurden in einer ersten Übung in Gruppen beispielhafte „Learning-Personas“ entwickelt. Sie waren der Bezugspunkt, um die Brauchbarkeit der Lernarrangements immer wieder an der Realität zu messen.
 
Was soll/muss gelernt werden?
In einer Brainstormingrunde wurden in einer Art Backlog Schulungsthemen identifiziert. Dabei wurden klassische Kommunikationsthemen ausgedeutet wie Feedback geben, Konfliktmanagement, aber auch Bereiche wie Selbstreflexion, Selbstmanagement und Selbstführung, u. v. m.

Aus diesem Katalog an potenziellen Learning-Nuggets (der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und jederzeit ergänzt werden kann) zogen die Teilnehmenden Themen heraus, an denen sie gerne arbeiten wollten. Kleine Grüppchen bildeten sich und legten los, gecoacht von den Moderatoren Barbara Wietasch und Joachim Schmitt, die auch das Timeboxing im Blick hatten.

Wie wird ein Learning Nugget designt?
Hilfreich ist hierbei ein Canvas, das den Trainingsbedarf der zu Schulenden erfasst. Hier wird zunächst geschaut, wie die Ausgangssituation ist und welche negativen Auswirkungen damit verbunden sind. Unter anderem werden die Lernziele und die Inhalte definiert und die organisatorischen Rahmenbedingungen festgelegt. Ist das Canvas ausgefüllt, ist eine Art Drehbuch vonnöten. Die Inhalte werden konkretisiert und die jeweiligen Transfer-Methoden festgelegt. Handelt es sich um einen Impulsvortrag, um eine Gruppenarbeit der Teilnehmenden, einen Input, einen Energizer oder eine Übungsrunde? Wie geht es vonstatten? Was wird benötigt (z.B. Flipchart)?

Nächste Schritte
Bereits nach dem 1. Conceptathon lagen Minimal Viable Products (kurz: MVP, erste auslieferbare, testfähige Learning Nuggets) vor. Für diese wurden Pilotkunden für das Testen der Learning Nugget Prototypen angesprochen. Die Rückmeldungen flossen in den 2. Conceptathon ein. Dadurch konnte bei den bereits bestehenden Learning Nuggets ein höherer Reifegrad erreicht werden. Beim 2. Concepathon wurden weitere Nuggets erarbeitet, so dass nun 10 Lerneinheiten zum Test bereit sind.

Pilotkunden gesucht
Wer Interesse hat, den ein oder anderen Prototyp der Learning Nuggets zu testen, kann sich an das Team von mainproject (info@mainproject.eu) wenden. Die meisten Lerneinheiten dauern rund 1,5 bis 2 Stunden und sind für Teams von 5-10 Personen konzipiert. Aber auch keine kleine Lernreise zum Thema "getting things done" wurde erarbeitet und kann getestet werden.

 

Titelbild: Die Teilnehmenden des 1. Conceptathon im Industrie Center Obernburg. Menschen aus ganz Deutschland und sogar Österreich waren angereist.

 

Ansprechpartner

Katja Leimeister
TH Aschaffenburg | mainproject
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Katja.leimeister@mainproject.eu
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